Das Richtfest!

Endlich ist es so weit – der Rohbau steht. Legen Sie das Werkzeug weg, klopfen den Staub von der Kleidung – und genießen mit Handwerkern, Helfern und Familie das Erreichte. Das Richtfest ist eine der schönsten Traditionen beim Abenteuer Hausbau: Sobald der Dachstuhl fertig gestellt ist – also das künftige Zuhause seine Form und Höhe hat – feiert man das Etappenziel. Seit dem 14. Jahrhundert markiert das Richtfest einen wichtigen Baufortschritt und stärkt gleichzeitig den Kontakt zwischen allen Beteiligten.

Beim Richtfest bedanken sich Bauherren bei allen Handwerkern und Helfern des Rohbaus, sie spendieren Essen und Getränke. Der Bauherr zahlt also. Auch wenn ein Haus zu errichten ohnehin ein finanzieller Kraftakt ist: Knausern Sie jetzt nicht! Mit guter Stimmung und Anerkennung geht allen die Arbeit leichter von der Hand. Außerdem lassen sich Probleme oft harmonischer lösen. Übrigens: Die Ausgaben gelten als Baunebenkosten und können in der Regel steuerlich verwertet werden. Belege zu sammeln lohnt sich also.

Außerdem ist das Richtfest eine gute Gelegenheit, die neuen Nachbarn kennenzulernen. Das Wichtigste ist jedoch der Richtkranz. Mit bunten Bändern geschmückt, wird dieser vom Zimmermann am Dachstuhl befestigt. In manchen Regionen wird anstatt des Kranzes ein Bäumchen am First angebracht. Danach hält der Zimmermann noch einen Richtspruch, in dem er seinen Dank ausdrückt, und trinkt einen Schnaps auf das Wohl der Hausbesitzer. Für gewöhnlich wird das Glas danach zu Boden geworfen – zerspringt es, steht eine positive Zukunft im Haus bevor.

Üblich ist es, das Richtfest an einem Wochentag zu veranstalten – so können alle Zimmermänner daran teilnehmen. Weiterhin sollten Sie auch Vertreter der Hausbaufirma, Architekt und Bauleiter einladen. Beim Essen muss nichts Besonderes aufgetischt werden. Oftmals wird auch nur gegrillt.

Richtfest feiern – ist das Pflicht?

Sicherlich ist es keine Pflicht, ein Richtfest zu feiern. Tun Sie es aber nicht, verpassen Sie vielleicht eine einmalige Chance, Ihrem Hausbau als besonderem Ereignis den angemessenen Rahmen zu geben. Schließlich baut man meist nur einmal im Leben ein Haus, und mit Freunden und Bekannten zu feiern, macht doch auch Spaß, nicht wahr? Das Richtfest  markiert einen wichtigen Punkt im Bauverlauf. Sollten Sie sich mit der Frage beschäftigen, ob Sie ein Richtfest feiern oder nicht, sollten Sie daran denken, dass diese Feier ist ein Dankeschön für die vielen engagierten Handwerker ist, die an Ihrem Rohbau mitgewirkt haben. Außerdem pflegen Sie mit dem Richtfest eine schöne Tradition, was sicherlich von allen Beteiligten geschätzt wird. So ist es auch die ideale Gelegenheit, um die zukünftigen Nachbarn kennenzulernen. Auch wenn Sie „nur“ ein Fertighaus bauen, sollten Sie auf diese Party nicht verzichten.

Das Richtfest gekonnt vorbereiten und organisieren

Für eine gute Planung des Richtfests fragen Sie den Architekten oder den Bauleiter, wann der Dachstuhl fertiggestellt sein wird, denn dies ist der geläufige und der Tradition entsprechende Zeitpunkt für das Richtfest. Es ist jedoch auch möglich, das Richtfest erst zu feiern, wenn das Dach gedeckt ist und Fenster sowie Türen eingebaut sind. In diesem Fall spricht man von einem Dichtfest. In allen Fällen wird traditionell an einem Werktag gefeiert, damit die Handwerker nicht in der Freizeit kommen müssen.

Beginnen Sie am besten zwei bis drei Wochen vorher mit den Vorbereitungen, damit am Ende keine Hast entsteht. Bestimmte Aspekte der Organisation sind von der Jahreszeit abhängig. Im Winter kann sich ein Heizpilz anbieten – auch warme Getränke tun gut. Im Sommer wiederum freut man sich über eine Abkühlung. Bringen Sie also kühle Getränke mit beziehungsweise denken Sie an einen Kühlschrank oder Kühlwagen vor Ort.

Wer wird zum Richtfest eingeladen? Mitfeiern dürfen alle, die das Projekt „Neues Zuhause“ unterstützen. Dazu zählen neben Maurer, Dachdecker und Installateur, Architekt, Notar, der Ansprechpartner bei der Baubehörde und in kleineren Gemeinden vielleicht auch der Bürgermeister. Ihre Freunde, Eltern und Verwandten lauschen sämtlichen Baustellen-Anekdoten gebannt oder greifen sogar selbst zum Werkzeug? Dann sollten sie beim Fest auf keinen Fall fehlen! Verabschieden Sie sich dabei von alten Nachbarn und stoßen mit den neuen auf ein gutes Nebeneinander an.

Wo wird gefeiert? Natürlich da, wo der Grund für das Fest ist: Auf der Baustelle. Wenn es regnet oder knackig kalt ist, können Sie nach dem Richtspruch mit Ihren Gästen in den Rohbau umziehen. Hängen Sie bereits am Vortag Planen vor die Fenster- und Türöffnungen, damit es nicht zieht, und schalten am Morgen der Feier ein Heizgebläse an. Wem das zu ungemütlich ist, der verlegt das Fest in einen nahen Gasthof.

Material und Co.: Checkliste zur Vorbereitung des Richtfests:

Richtfest feiern – der typische Ablauf

Wer macht was? Zunächst begrüßt der Bauherr seine Gäste. Es ist Brauch, dass er den letzten Nagel ins Gebälk schlagen darf – und mit spöttischen Kommentaren rechnen muss, wenn dieser schief im Holz steckt.

Die Zimmerleute befestigen Bäumchen, Richtkranz oder Richtkrone auf dem Dach. Es ist die Aufgabe des Bauherrn, das Grün zu organisieren und vorab mit bunten Bändern zu schmücken.

Vom Dach aus hält der Zimmermeister oder ein Geselle den Richtspruch. Dabei handelt es sich um einen Reim, der Segen und Glück spenden soll – dieses Fest ist also nicht nur ein Dankeschön an alle Gefährten, sondern gleichzeitig auch die Taufe des Hauses. Wer kreativ ist, denkt sich selbst einen Richtspruch aus. Altbewährte findet man auch im Internet. Während seiner Rede prostet der Zimmerer den Untenstehenden zu – meist mit einem Glas Wein oder Schnaps. Zum Schluss schleudert er das leere Gefäß auf den Boden oder gegen die Wand. Die Scherben sollen Glück bringen – genau wie der Lärm. Früher glaubte man, dass der Krach böse Geister vertreibt.

Auch heute gehört Musik zu einem gelungenen Richtfest: Vielleicht stimmen die Handwerker ein Lied an. Eine CD, die Vereinskapelle oder eine Band bringen Gäste ebenfalls in Laune. Möglicherweise wollen Pfarrer, Architekt oder Ihre Eltern ein paar Worte sagen. Und natürlich sind Sie als Bauherr gefragt: Lassen Sie in einer kurzen (!) Rede die Phase bis zum Errichten des Rohbaus Revue passieren, bedanken sich bei allen und laden ausdrücklich zu Speis und Trank – zum sogenannten Richtschmaus – ein.

Snack-Ideen für das Richtfest

Was wird beim Richtschmaus gegessen? Beliebt ist es zum Beispiel, zu grillen. Niemand erwartet Champagner und Kaviar. Bieten Sie lieber Handfestes an – rustikale Hausmannskost. Würstchen, Leberkäse, Eintopf und Kartoffelsalat schmecken jedem. Die edle Tischwäsche können Sie im Umzugskarton lassen; Papiertücher, ökologisch abbaubares Einmalgeschirr und Teelichter genügen.

Kleine Happen können locker im Stehen gegessen werden – ohne Messer und Gabel. Unser Tipp: Brothäuser, in Form geschnitten oder mit einer Form ausgestochen.

Passende Geschenke zum Richtfest

Sie sind eingeladen? Amüsieren Sie sich – und überraschen den Gastgeber mit einem Geschenk: Wer es traditionell mag, überreicht Brot und Salz. Diese Kombination steht für Glück und Sesshaftigkeit. Weitere Ideen für Geschenke zum Richtfest:

Richtspruch und Scherben

Den Richtspruch oder Segensspruch hält meist der Zimmermeister, der Maurermeister oder der Polier. Er soll Haus und Familie Glück bringen und sie vor Bösem schützen. Der Spruch folgt einem festen Schema, in dem der Bauherr sowie alle Beteiligten gelobt werden und um Gottes Schutz gebeten wird. Danach stößt der Handwerker mit Schnaps oder einem Glas Wein auf die Bauherren an und schmettert daraufhin das Glas auf dem Boden oder gegen das Haus. Dabei sollte das Glas zerspringen, denn Scherben bringen bekanntlich Glück. Andernfalls besagt der Aberglaube, dass Unglück droht.
Knausrige Bauherren

Zimmerleute und andere Handwerker sind nicht selten sehr traditionsbewusst und pflegen alte Bräuche gewissenhaft. War der Bauherr allzu geizig oder hat sogar überhaupt kein Richtfest ausgerichtet, muss er bei diesen Handwerkern mit „Strafmaßnahmen“ rechnen. Statt eines Richtbaums kann der Zimmermann zum Beispiel einen kahlen Baum oder einen Stahlbesen aufstellen und ihn mit Flaschen oder Salzheringen behängen. Eine noch drakonischere Strafe ist, wenn die Handwerker eine leere Flasche mit einem Loch versehen und diese im Giebel einmauern. Der Wind erzeugt dann ein jammerndes Heulen, das den Geizkragen an seinen Fauxpas erinnern soll.

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